Lernen statt Streiken!

Ist dieser kurze Ausschnitt aus den Tipps bezüglich einer Entschuldigung beim Bildungsstreik der Beweis, dass die Bildung besser werden muss, oder ein Beleg dafür, dass die Initiatoren erst einmal die bestehenden Systeme voll ausschöpfen sollten, ehe sie nach bessererer Bildung schreien?

bildungsstreik

Erster fieser Fehler: „milderer„, witzig, aber falsch. Die Logik hinter dem Satz ist auch nicht ganz ersichtlich, denn 20 Verweise für 20 Schüler sind nicht milderer oder besserer als zwei Verweise für zwei Schüler. Es bedeutet nur mehr Schreibarbeit für die Sekretärinnen.

Zweiter fieser Fehler: „irgentwelche“. Das muss doch schon beim Schreiben wehtun?! Dass „das“ und „dass“ mal wieder verwechselt und Kommata eher willkürlich gesetzt wurden, darüber sehen wir jetzt mal hinweg, ich gebe ja hier nicht den Klugscheißer. Die Herren sollten mal besser die Streikbrecher mimen und die Schulbank drücken. Trotz Bildungsmisere lernt man da mehr als beim Auf-der-Straße-rumprollen, wie das beim letzten Bildungsstreik im November der Fall war.

Populistischer Käse ist das! Mit diesem blöden „Gestreike“ wird gar nichts erreicht.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

11 Kommentare

  1. Das ist eine absolute Frechheit! Da werden Schüler – den Anlass kann man gut heißen oder nicht – systematisch zum Brechen schulischer Regeln aufgefordert und schamlos die Gutmütigkeit des Systems ausgenutzt.

    Wie soll ein Kind verstehen, dass es wichtig ist, sich an Regeln und Gesetze zu halten, wenn es Leute, die sich als seine Advokaten ausgeben, zum Bruch wichtiger Regeln wie der Anwesenheitspflicht in der Schule anstiften? Und das im Dienste seiner Bildung! Da wird mit dem Verweis eine der wirkungsvollsten Ordnungsmaßnahmen einfach bagattelisiert. Wie sollen wir die Kinder denn einfangen und zu einem Leben gemäß gesellschaftlicher Normen und Werte erziehen? Mit der Peitsche?

    Außerdem missfällt mir, dass irgendwelche linksradikalen Halbdemokraten versuchen, Kinder für sich zu instrumentalisieren. Damit missbrauchen sie ein viel zu wichtiges Thema, um ihre Rattenfängerei zu betreiben. Aber da die Proteste unter der Woche statt finden, wird ein großer Teil der vernünftigen Bevölkerung leider ausgeschlossen.

  2. Trotzdem ist es nicht in Ordnung, wenn (Gymnasial-) Lehrer Elternbriefe oder Flugblätter konfiszieren, die Bildungs-Aktivisten an der Bushaltestelle an Schüler verteilt haben (soll laut einer Pressemitteilung am Grünewald-Gymnasium der Fall gewesen sein). Man sollte den Schülern das eigenständige Denken zugestehen. Im Übrigen bin ich der Meinung, das zumindest volljährige Schüler durchaus in der Lage sind, selbstständig zu entscheiden, ob sie ein paar Unterrichtsstunden ausfallen lassen wollen oder nicht. Es gibt Wichtigeres im Leben als „schulische Regeln“.

    Studierende, die von ihren Grundrechten Gebrauch machen, einfach pauschal als linksradikale Halbidioten zu bezeichnen, trifft die Wirklchkeit nicht einmal ansatzweise. Ich bin froh, dass ich bei meinem Studium keine Gebüühren zahlen musste und würde für die Abschaffung auch auf die Straße gehen (allerdings ohne Alkohol in der Hand, wie es viele Studenten bei der Demo am Mittwoch wieder machen werden).

  3. Hat dieser Kommentar irgendwas mit dem zu tun, was hier bisher geschrieben wurde? Ein bisschen weniger Polemik und ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit würden der Sache wohl mehr dienen…

  4. Wenn jemand vor der Schule Flyer verteilt, auf denen zum Schwänzen aufgerufen wird, ist das schon bedenklich. Niemand verbietet den Schülern das eigenständige Denken, im Gegenteil, am Gymnasium sollen sie gerade dazu erzogen werden. Das eigenständige Denken hat aber nichts damit zu tun, dem Aufruf irgendwelcher Spinner zu folgen, am Vormittag die Schule zu schwänzen und für irgendetwas zu „demonstrieren“, das die meisten nicht einmal klar benennen können.

    Was volljährige Schüler machen, interessiert hier auch weniger, da der Leitfaden zum Schwänzen auf der Homepage sich gerade an die richtet, die noch schulpflichtig sind. Generell ist dieser Streik-Scheiß an sich einfach bescheuert, weil die Inhalte nicht im Mittelpunkt stehen, sondern nur das laute Lifestyle-Demonstrieren mit Bierflasche in der Hand.

    Schulische Regeln sind nicht dazu da, dass sie systematisch untergraben werden.

  5. Die Veranstalter wollen bei der Demo in Würzburg tatsächlich 5000 Demonstranten gezählt haben. Da lach ich mich tot! Dass man beim Zählen ein bisschen großzügiger ist gehört ja zu guten Ton, aber das ist ja geradezu dumm-dreist! Ich war kurz nach der Demo bei der Kundgebung am Marktplatz und da waren vielleicht 500, allerhöchstens 1000 Zuhörer – und da sind die Rentner im Café Schönborn schon mitgezählt.

    Ich finde es sehr Schade, dass hier sehr sinnvolle und wichtige Inhalte mit billiger Polemik (z.B. der unsägliche Bankenvergleich) und parteipolitischer Rattenfängerei verknüpft werden. Leider gerät dadurch jeder, der auf vernünftige Weise für die berechtigten Forderungen kämpfen will unweigerlich in Generalverdacht, mit den Leuten zu sympatisieren, die diese Themen für o.g. Zwecke missbrauchen. Dass uns das nicht näher ans Ziel bringt, liegt denke ich auf der Hand.

    Darüber hinaus missfällt mir die “Eventisierung” des Protests. Viele scheinen an den Protesten nur teilzunehmen, weil ihnen langweilig war oder sie die Schule schwänzen wollten. In Interviews war erkennbar, dass sich viele der Befragten während des Interviews zum ersten Mal die Frage gestellt haben, warum und wofür sie eigentlich demonstrieren.

    Ich denke, auf diese Weise kommen wir nicht weiter. Ein Studentenprotest muss wie z.B. 2003 auf einer breiten (auch politischen) Basis stehen und sollte nicht ein Bühne für Selbstdarsteller, Hinterweltler und Rattenfänger sein. Sonst wird er das, was er letztendlich auch war: eine Lachnummer.

  6. Und an die Schüler: Was glaubt ihr, was ihr mit einem Streik erreichen könnt? Dadurch bringt ihr nur die Lehrer gegen euch auf, die in vielen Dingen sogar eurer Meinung sind.

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