Weltrekord über die 100 Meter…

1988 war ich zwar erst zehn Jahre alt, Olympia in Seoul habe ich damals aber schon mit meinem Vater geschaut, wann immer sich dazu die Gelegenheit geboten hat. Auch an den Lauf von Ben Johnson gegen Carl Lewis kann ich mich noch gut erinnern. Ich fand Carl Lewis netter, sein Trikot hat mir besser gefallen, zudem hat er viel netter geschaut. Das beeinflusst einen Zehnjährigen. Als dann der muskelbepackte schwarze Muskel-Mann aus Kanada mit einem neuen Fabelweltrekord gewonnen hat (erstmals lief ein Mensch unter der ominösen Marke von 9,80 Sekunden), war ich enttäuscht. Ein paar Tage später gab es plötzlich Aufregung, Ben Johnson wurde positiv getestet, er musste seine Goldmedaille abgeben und war seitdem stigmatisiert und eine der Personen, die noch heute sofort mit Doping in Verbindung gebracht werden, wenn die Sprache darauf kommt. Das war mein erster Kontakt mit Doping.

Knapp 20 Jahre läuft der Jamaikaner Usain Bolt bei Olympia in Peking die 100 Meter erstmals unter 9,70 Sekunden, seinen neuen Weltrekord lief er dabei in so überheblicher Weise, dass bei voller Geschwindigkeit wahrscheinlich noch einige Hundertstel mehr drin gewesen wären. In 9,69 Sekunden gewann er Olympia-Gold, ich kann nicht meinen Hut ziehen. Zu viele Doping-Fälle gab es in den vergangenen Jahren in dieser Disziplin. Während die Teilnehmer anderer Länder die eigenen Grenzen überschreiten, laufen andere locker immer noch 9,92 Sekunden, die anderen scheiden aus. Alles nur Training? Eine Leichtathletik-Disziplin, der ich schon seit Jahren nicht mehr traue, woran Herr Johnson einen großen Anteil hat.

Ich unterstelle Herrn Bolt nichts, ich habe nur meine Zweifel und die darf man ja äußern. So wie Stoibär.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

10 Kommentare

  1. Tobias Unger sagt mal, was viele denken, beweisen kann er es leider nicht.

    http://www.spiegel.de/sport/sonst/0,1518,573160,00.html

    Schon faszinierend, wie sich das IOC brüstet, wie wenige Dopingfälle entdeckt wurden. Die anderen sind wahrscheinlich einfach raffinierter. Meine Vermutung.

    Nachher läuft dann dieser Bolt wie von einem anderen Stern auch die 200 Meter und wird gefeiert. Schön, oder? Und wie toll die auf Jamaika trainieren. Wahnsinn.

  2. Und er läuft auch über 200 Meter Weltrekord. 19,30 Sekunden, 2/100 schneller als der Fabel-Rekord von Michael Johnson.

    Naja, was ich denke, habe ich schon geschrieben.

  3. Ben Johnson hat vor ein paar Jahren ausgepackt und er hat gesagt, er hat damals so ziemlich alles genommen, was es auf dem Markt gab – außer dem Mittel, auf das er positiv getestet wurde. Dass die favorisierten US-Amerikaner einem Kanadier nicht den Titel gönnen und alles tun, um das zu verhindern, halte ich tatsächlich für duchaus vorstellbar. Zumal der einzige ernsthafte Gegener Johnsons ein Ami war…

    Auf die Frage, ob er etwas bereuhe sagte BJ übrigens: „Dass ich am Ende nicht voll durchgelaufen bin. Ich hätte unter 9,7 laufen können“

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