Rückwärts immer, vorwärts nimmer

Lafontaine, der linke Laf(f)o, macht sich selbst mehr und mehr zum Ober-Kommunisten. Würde er am von ihm aus gesehen anderen Ende des politischen Spektrums dafür eintreten, Bücher zu verbrennen, Ausländer zu selektieren und Passagen aus Mein Kampf in das Parteiprogramm aufzunehmen, einem Verbotsverfahren für seine Partei stünde wohl nur noch wenig im Wege. Aber Kommunist zu sein ist ja bekanntlich weniger schlimm als Nazi zu sein, Deutschland hat ja nur die eine böse Vergangenheit, deren Anfänge bei jeder Kritik an Ausländers, man schaue nur auf das Empröungsgeschrei im hessischen Wahlkampf, reflexartig abgewehrt werden. Skinheads sind böse, Autonome unter dem Deckmantel des Antifaschismus’ nur Chaoten. Die andere böse Vergangenheit mit einem totalitaristischen System, die DDR, wird verharmlost, die Nachfolgepartei der SED darf munter weitermachen, sitzt seit Jahren unter neuem Namen im Bundestag und erhält mittlerweile auch im Westen Einzug in die Länderparlamente, wo sie im Osten seit eh und je zum Inventar gehört. In Niedersachsen durfte eine Abgeordnete der Linken, die als Listenkandidatin der DKP gewählt wurde, den Mauerbau und die DDR loben, sie wurde dann, um größeren Schaden abzuwenden, zum Rückzug gedrängt, in der Linkspartei sind ja jetzt nur noch Demokraten. Während die SRP als Nachfolgepartei der NSDAP ebenso wie die KPD nach dem Kriegsende verboten wurden, hat man das leider nach dem friedlichen Umsturz – ich möchte nicht wissen, wie Erich Honecker gerne reagiert hätte – bei der SED vergessen, bei der NPD gestaltet sich das Verbot leider mehr als schwierig.

Lafontaine, einst in der SPD gescheitert gibt er jetzt den Vorzeige-Kommunisten, geht mit seinem plumpen Populismus mal wieder auf Rattenfang Wählerfang, so wie es die Linke seit Jahren macht. Längst privatisierte Unternehmen wie die Post und die Telekom will er jetzt wieder verstaatlichen, auch die Bahn sollte seiner Meinung nach in Staatshand bleiben, seiner Meinung nach hochaktuelle Passagen aus Marx’ und Engels’ Kommunistischem Manifest will er ins Parteiprogramm aufnehmen, ich bezweifle aber, dass die meisten seiner potenziellen Wähler mit Bourgoisie und Kapital etwas anzufangen wissen. Ist das nicht zu intellektuell für die meisten in der Linkspartei?

Ganz links zu sein scheint Lifestyle zu sein, nur Nazis sind böse und haben linienuntreue Gegner heimlich oder nicht heimlich beseitigt, der Schießbefehl, der Mauerbau und die fehlende Freiheit scheinen vergessen. Eine blöde Gesellschaft und leider das wiederkehrende Phänomen früherer Zeiten, wenn es Menschen schlecht geht, gehen sie den politischen Rattenfängern umso leichter auf den Leim.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

6 Kommentare

  1. Danke für den tollen Beitrag. Dem ist nichts hinzuzufügen.
    Da scheinen auch einige Gedanken eingeflossen zu sein, die wir auf dem letzten Bloggertreffen ausgetauscht haben.

  2. Jetzt habe ich doch noch eine Anmerkung, das Thema reißt mich doch zu sehr:

    Wenn in mehr als 80 Jahren in mehr als 70 Ländern der Welt mit mehr als 20 Milliarden Probanden ein Feldversuch immer mit dem gleichen Ergebnis endete: Dem Bankrott des Staates und dem Ruf der Menschen nach Freiheit, dann liegt das nicht an der schlechten Umsetzung einer guten Idee, sondern an der schlechten Idee als solcher!

    Stammt leider nicht von mir, sondern von Dirk Niebel, aber trifft es auf den Punkt.

Kommentare sind geschlossen.