Ehre, wem Ehre gebührt. Die Abschiedsvorlesung von meinem Sprachwissenschaftslehrer Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Norbert Richard Wolf war ein tolles Erlebnis und jede einzelne Rede vor Wolfs letzter Vorlesung zeigte, dass das für niemanden eine bloße Pflichtveranstaltung war, bei der Phrasen gedroschen werden und Lobhudeleien eben dazugehören. Jeder der Vorredner hatte einen wirklich persönlichen Bezug zu Wolf und brachte dies auch zum Ausdruck. Es wurde nicht langweilig, im Gegenteil, jedem Lob konnten wir uns anschließen, gerade die witzige, humorvolle und auch die spitzbübische Art Wolfs mit seinem verschmitzten Grinsen wurde gelobt, nicht zu vergessen das herzhafte Lachen, das wirklich oft zu vernehmen ist, wenn der große Meister am Lehrstuhl war.
Umrahmt von großartigen Orgel-Stücken von Johann Sebastian Bach und Charles-Marie Widor, die Domorganist Stefan Schmidt interpretierte, haben wir in der Laudatio des Innsbrucker Sprachwissenschaftlers Prof. Hans Moser – nein, nicht der – Neues über unseren Professor erfahren, es gab Bilder aus Wolfs Jugend zu sehen, sein Studentenausweis war toll, vor allem gab Moser einen kleinen Einblick in das große Schaffen seines Freundes. Eine Laudatio mit viel Humor, wirklich sehr schön. Die Entwicklung vom lupus lupus, dem wilden Hund, hin zum lupus sapiens und zum lupus habilis. Und wichtig ist es, das Publikum – nicht ganz ernst gemeint – zu beschimpfen. Uns wurde unsere Ungeduld vorgeworfen, der wir es zuzuschreiben hätten, dass wir eben nicht mehr über Wolfs umfangreiches Werk erfahren. Sehr nett, sehr persönlich. Toll waren zwei Bilder der beiden Freunde bei einer Faschingsfeier vor 40 Jahren und heute. Die Körperhaltung damals schon eindeutig, Prof. Schwitalla hatte diese in seiner Begrüßung schon sehr plastisch beschrieben.
Wolf selbst widmete sich dann in seiner Abschiedsvorlesung „Welttexte und Textwelten“ vornehmlich einem kleinen Auszug aus Goethes Faust II, den Worten des Türmers Lynkeus. Die Welt in Welttexte ist ein Taxativ, der die herausragende Stellung eines solchen Textes hervorhebt, als weiteres Beispiel hat leider Weltidee von Dittsche gefehlt. Und Wolf ist ein Weltprofessor. Er beschloss seinen Vortrag dann auch mit den Worten des Türmers:
„Zum Sehen geboren,
zum Schauen bestellt,
dem Turme geschworen,
gefällt mir die Welt.
Ich blick in die Ferne,
ich seh in der Näh´
den Mond und die Sterne,
den Wald und das Reh.
So seh ich in allen die ewige Zier,
und wie mir´s gefallen, gefall ich auch mir.
Ihr glücklichen Augen, was je ihr gesehn,
es sei, wie es wolle, es war doch schön!“
Es ist faszinierend, welche sprachlichen Feinheiten selbst in diesem kurzen Ausschnitt stecken. Auf diese gehe ich aber nicht weiter ein. Es war doch schön.
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