Deutschland sucht den Suppenkasper 2008 (1)

Es gehört zu Deutschland sucht den Superstar genauso wie Bohlens knüppelharte Kommentare, Kandidaten, die einfach völlig schmerzfrei den Kehlkopf bemühen und dabei davon überzeugt sind, dass man das als Singen bezeichnen könnte. Dazu gehört dann natürlich auch eine scheinheilige Diskussion eifriger Sitten- und Medienwächter in all den seriösen Medien, ob die teils erniedrigenden Statements der Jury-Mitglieder Dieter Bohlen, Anja Lukaseder und Andreas „Bär“ Lasker nicht von RTL unterbunden werden oder die Kandidaten vor sich selbst geschützt werden müssten.

Ich bin der Meinung, inzwischen weiß jeder und jede, egal ob dumm oder weniger dumm, was ihn und sie erwartet, wenn sie mit unterirdischen und freakigen Gesangesdarbietungen die Zeit der Jury beanspruchen. Wenn sich auch für die inzwischen fünfte Staffel 30.000 junge Menschen bewerben und am Ende nur ein Bruchteil in die Recall genannten weiteren Sendungen kommt, ist klar, was vorher ausgesiebt wird. Dass diese große Masse dann Bestandteil für in meinen Augen sehr lustige Sendungen ist, keine Frage. Das sind die Highlights jeder Staffel, wenn nur noch Talente dabei sind, finde ich die Sendung langweilig. Menderes ist beispielsweise ein solch offenbar völlig schmerzbefreiter junger Mann, der wohl in jeder neuen Casting-Runde auftauchen muss. Jedes Mal wird er wieder zusammengefaltet, weil der Fremdschämfaktor auf einer Skala von 0 bis 100 die 100 regelmäßig erreicht. Er weint dann weibisch in die Kamera, ist fassungslos und kündigt an, wieder zu kommen. Bitte, wenn er freiwillig immer wieder kommt, darf er sich nicht beschweren, wenn er wieder verarscht wird.

Am Mittwoch waren wieder Spezialisten bei DSDS am Werk, die gnadenlos schlecht, unterirdisch mies und einfach lächerlich waren. Klar könnte man RTL vorwerfen, sie ließen die größten Pfeifen in den Vor-Castings weiterkommen, um potenzielle Bohlen-Opfer zu haben, aber die Leute kommen freiwillig und Minderjährige haben auch Eltern, die ihren Kindern ehrlich sagen könnten, dass sie scheiße singen. Wenn die es nicht tun, könnten das auch Freunde übernehmen und wenn auch die zu feige sind, dann muss es eben Bohlen richten:

Da wäre die Hobby-Geflügelzüchterin Jennifer, die ein Star werden will, weil die auf so viele Partys gehen, der aber schwarz vor Augen wird, wenn sie vor anderen singen muss. Ideale Voraussetzungen. Es kamen dann wenige Töne aus ihr heraus, kein Wunder, wenn man Heul doch von einer gewissen La Fee (klingt wie die weibliche Form von Laffo) „singt“. Bohlen & Co waren zu ihr noch richtig nett. Hier geht es zum Video.

In kurzen Einspielern werden besonders schlechte Darbietungen ohne Jury-Kommentar gezeigt, weil schon der Auftritt an sich herrlich komisch ist. Ein dicker Pummel mit Pizzagesicht versucht sich an Hung Up von Madonna und scheitert kläglich, ein langweiliger Lulatsch knört sich Cheri Cheri Lady aus dem Bauch und wirkt wie eine wandelnde Schlaftablette.

Lustig war Thomas, der wohl wirklich einen an der Klatsche hatte: Er präsentierte der Jury ein polnisches Kinderlied und schlug sich dabei eine mitgebrachte Mini-Gitarre so lange an den Kopf, bis diese kaputt war, weil Bohlen nach der Gesangseinlage monierte, dass ja nicht einmal die Gitarre kaputt sei. Nett war Thomas’ Frage „Bin ich weiter?“. Er wollte wohl mal ins Fernsehen und brachte genug Selbstironie mit. Zum Video. Die Jury freut sich dann auch und ist nicht fies, das ist sie meines Erachtens vor allem dann, wenn Leute mit einem völlig unangebrachten Selbstbewusstsein kommen und von ihren Sangeskünsten felsenfest überzeugt sind:

So wie Sigrid. Sigrid war einer dieser Fälle. Sie sah – ziemlich exklusiv – bei sich Ähnlichkeiten mit Madonna, nannte sich im Interview auch Evita, und hatte ein Zeugnis über ihre Ausbildung zur Musikern dabei, um der Jury im Bedarfsfall zu beweisen, dass sie doch was kann.

Bohlen: Das beeindruckt mich…
Sigrid: grinst schon
Bohlen: …überhaupt nicht.
Sigrid: grinst nicht mehr

Während sich Sigrid an Madonnas La Isla Bonita vergeht, kritzelte Bohlen schnell ein neues Zeugnis mit lauter Sechsern auf ein Blatt Papier, das er Sigrid anschließend präsentierte. Sigrid fing an zu diskutieren und schimpfte über die Ahnungslosigkeit der Jury, was Bohlen nun richtig empörte. Sie hätte nur eines und zwar ein Rad ab, meinte er, und prophezeite ihr, dass sie es niemals schaffen werde, auch wenn sie darauf beharrte, es doch zu schaffen, weil ihr Freund Videoregisseur sei und Leute bei Viva und MTV kenne. Vor dem Studio prophezeite Sigrid dann ihrerseits die kommende gerechte Strafe für die Jury, da böse Mächte am Werk seien. Hier geht es zum großartigen Video.

Auch der arbeitslose Friseur Dominik fiel aus allen Wolken, als ihm Bohlen bescheinigte, dass er nicht singen kann, obwohl Dominiks Gesangslehrer diesen wohl vom Gegenteil überzeugt zu haben schien, er ritt nämlich immer wieder genau darauf herum, was Bohlen zunehmend ärgerlicher werden ließ. Dominik fuhr in seiner Verzweiflung dann die Attacke mit dem Aussehen, weil er seiner Meinung Ausdruck verlieh, Bohlen bekäme Frauen nur wegen seines Geldes, da er scheiße aussähe. Bohlen konterte ihn geschickt aus, vorher durfte Dominik aber noch Folgendes sagen:

„Ich sehe aus wie ein Superstar, ich hab das Zeug zum Superstar, ich hab alles…“

Bohlen, nun sichtlich erbost, schmiss Dominik, der weiterhin beharrlich diskutierte und darauf verwies, dass alle, nur nicht die Jury, sagen, er könne singen, mit den Worten „Du wirst dein ganzes Leben lang ein scheißerfolgloser Friseur bleiben.“ aus dem Studio. Lasker schickte ihm hinterher, dann solle er doch zu allen gehen, was er auch tat, er rief nämlich nachts bei TV-Kummertante Domian an, dem er vorsingt, um dann aus der Leitung geworfen zu werden. Zum Video.

Raymund bricht heulend zusammen, ist tagelang Gesprächsthema für die Kritiker der Sendung, und beklagt sich noch Tage später, dass er nun belästigt werde. Auch andere beschweren sich, sie würden belästigt, weil sie über Plattformen wie StudiVZ gefunden werden. Selbst schuld, kann ich da nur sagen, im doppelten Sinne.