Volksverhetzung?

Heute Nachmittag habe ich mir zwischendurch den skandalösen Tatort vom Sonntag angeschaut, gegen den heute wieder mehrere hundert Menschen demonstrierend auf die Straße gegangen sind. Der Mord an einer jungen Türkin, einer Alevitin, beschäftigt die Hannoveraner Kommissarin Charlotte Lindholm, die wegen ihrer Schwangerschaft von ihrem Vorgesetzten zum Innendienst verdonnert wurde, aber dennoch ermittelt. Im Zuge ihrer Ermittlungen stößt sie auf merkwürdige Verstrickungen und – ohne zu viel zu verraten – auch auf inzestiöse Verhältnisse als mögliches Mordmotiv.

Dadurch fühlen sich die Aleviten, eine liberale islamische Minderheit in der Türkei, verunglimpft und haben daher Strafanzeige wegen Volksverhetzung erstattet, obwohl schon vor der Ausstrahlung des Films eine Texttafel darauf verwies, dass es sich um einen fiktiven Fall handele und Vorurteile gegen die Aleviten in keiner Weise gestützt werden sollen. Nachdem ich den Krimi nun gesehen habe, muss ich sagen, der Vorwurf ist absurd. Er spielt eben in diesem Umfeld, könnte aber ebenso in jeder anderen Familie spielen. Das islamische Umfeld spielt nur beim Verdacht des Ehrenmordes eine Rolle. Noch nicht einmal die überspitzte Darstellung oder die gründliche Ausschlachtung von Klischees konnte ich ausmachen, wenn ich da an den letzten Tatort aus Münster denke, wo Studentenverbindungen eine Spur zu abgedreht dargestellt wurden. Ein solider Tatort mit einer einfühlsamen Kommissarin, die sich um die verängstigte Schwester des Opfers kümmert.

Wenn sich alle Milieus beschweren würden, in deren Umfeld Tatorte spielen, hätten deutsche Gerichte noch mehr zu tun. Eine Aufregung, selbst Kanzlerin Merkel soll eingeschaltet werden… Manchmal kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“