Unterlassene Hilfeleistung

Über den schweren Unfall am Mainkai, bei dem das Auto zweier Frauen von einem unachtsamen älteren Herren in den Main befördert wurde, hat Biffo schon am Dienstag geschrieben, als sich der Unfall ereignet hat. Fußgänger Ralf wusste von dem Verkehrschaos zu berichten, in das ausgerechnet er mal verwickelt war, wo er doch sonst so gut wie nie mit dem Auto in Würzburg unterwegs ist.

Ein trauriges Dokument, das leider – oder besser zum Glück – nicht mehr online ist, war das Foto eines in meinen Augen völlig asozialen Menschen, der kurzfristig auch den Ruhm genießen durfte, seinen sensationellen Schnappschuss bei Bild-Online bewundern zu können, weil er als Bild-Leser-Reporter nicht geistesgegenwärtig den beiden Frauen geholfen hat, aus dem Wasser steigen, sondern den Moment festgehalten hat, wie sich die beiden durchnässten Damen aus dem Wasser auf die Uferbefestigung retten, während ihr Auto im Hintergrund versinkt. Dem Foto nach war er/sie beim Herausklettern nicht allzu weit entfernt.

Wie kann man in so einem Moment ein Foto machen anstatt zu helfen?! Ich hoffe nicht, dass Bild dieses Foto mit Geld honoriert hat, es wäre eine Schande, da es die unterlassene Hilfeleistung zu eindrucksvoll dokumentiert. Solchen Menschen sollte man fröhlich zuwinken, wenn sie sich in ähnlicher misslicher Lage befinden. Aber erst, nachdem man abgedrückt hat. Bild wird wissen, warum dieses unrühmliche Foto nicht mehr online ist…

[Nachtrag] Laut Volksblatt war besagtes Foto in der Donnerstagsausgabe. Damit dürfte klar sein, dass fürs Nicht-Helfen auch noch Geld gezahlt wurde. Ein einziger hat wohl geholfen, alle anderen haben gegafft. Unfassbar.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

10 Kommentare

  1. das erinnert mich an einen Autounfall, in dem ich mich damals fast selbst umgebracht hätte…

    Ist schon 6 Jahre her, damals bin ich in der Kurve von der Fahrbahn abgekommen und mein Auto hatte sich mehrmals überschlagen. Das war auf einer einsamen Landstraße. Das Dach war total plattgedrückt und das Auto nur noch gut einen halben Meter hoch. Zum Glück hatte ich mir aber nur dicke den Kopf angehauen (= Gehirnerschütterung + diverse Prellungen) und laufe (schwanke?) im Schock auf die Straße um nach Hilfe zu suchen. Als endlich ein Auto kommt und der Fahrer aussteigt, bitte ich ihn, die Polizei und einen Krankenwagen zu rufen.

    Und was macht er? (geschätzte 25 Jahre alt, jung, dynamisch,etc.) Er sagte zu mir: „Nee, tut mir leid, das muss ich muss jetzt erstma meiner Freundin erzählen.“ Läuft wieder zu seinem Auto, setzt sich rein, macht die Tür zu und telefoniert.

    Ehrlich. Kein Witz.

    Davon war ich offensichtlich noch mehr geschockt als von meinem Autounfall – ich habe ihn nämlich nicht verdroschen, sondern mich ungläubig auf die Straße gesetzt und vor mich hingewimmert, bis das nächste Auto kam.
    Diesmal ein netter Rentner, der mir sofort gut zugeredet und die notwendigen Anrufe getätigt hat.

    Als dann die Polizei und der Krankenwagen eintrafen, waren nur noch der Rentner und ich da…

  2. bevor jemand fragt: der nette Herr hatte sich das Nummernschild nicht gemerkt und ich war zu sehr damit beschäftigt, mich zu freuen, dass ich noch am Leben bin.

    Wer weiß, vielleicht hat mein Haupt ja auch irgendwo für nen Tag ne lokale Party-Website verziert?

  3. Unglaublich, was für Arschlöcher da draußen unterwegs sind. Wenn es der betroffene Mensch liest, rate ich, sich besser nicht über die Beschimpfung beschweren. Sonst beschwere ich mich, und zwar richtig.

  4. ich würde den „netten“ Herren bitten, sich doch auf die Beleidigung zu melden, dann kann man ihm mal ordentlich den Kopf anstossen; zumindest kann er dann seiner Freundin was erzählen 😉

  5. Yep. Ratet mal wer Heiko S. ist 😉

    Fand es schon wichtig, dass die Sache bekannt wird. Das man nicht hilft okay. Vielleicht selbst geschockt etc. Aber auch noch Fotos machen und die dann verticken…das Letzte.

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