Es ist wieder Festzeit, der Flori lädt ein und Alt und Alt lässt es sich nicht nehmen, voller Begeisterung mit Florian Silbereisen ein romantisches Adventsfest der Volksmusik zu feiern.
[20.16 Uhr] Der Kitsch fängt gleich bei 100% an. Es ist dunkel und der Flori singt ganz besinnlich das Eröffnungsliedl und stimmt auf die Sendung ein. Hach, er ist halt so nett, der Flori. Und der Witz vom Flori: Was der Glühwein aus den Eltern der Kleinen macht. Dem Papa verpasst er eine Glühbirne, die Mama wird zum Engel. Zum Rauschgoldengel. Ich sollte Texter für die ARD werden. Weltklasse!
[20.31 Uhr] Ramtamtam, Weihnachten fängt an. Erst hat der Flori ein liabes Lied gesungen. Er freut sich mit leuchtenden Augen auf Weihnachten. Kinder sind immer eine gute Kulisse, wenn die Kunstschneeorgie im Hintergrund nicht ausreicht. Apropos: Michael Jackson freut sich auch auf Weihnachten wie auf ein kleines Kind. Wenn Frau Holle über nacht draußen ihre Betten macht, dann steppt der Bär im Congress Centrum Suhl. Mei, ist der Flori liab, grad redet er noch von den vagen Aussichten auf Schnee und schon schneit es im Studio.
Hansi Hinterseer gibt „Kling, Glöckchen, klingeling“ zum Besten, die Halle tobt und klatscht, wann immer es passt oder nicht passt, anschließend darf er dem Flori mit pathetischem Ton erzählen, wie traditionell er Weihnachten im Kreise der Familie feiert.
[20.33 Uhr] Hansi Hinterseer ist quasi zum Playback gezwungen, weil gleichzeitig zuckersüß zu grinsen, zu schmachten, romantisch zu schauen und zu singen ist schon aus gesichtsmuskulösen Gründen ein Ding der Unmöglichkeit, wenn’s Christkind bald kimmt.
[20.40 Uhr] Erstmals muss ich mich fremdschämen. Es wirkt voll affig, wenn sich der Flori mit dem Nürnberges Christkind unterhält, als ob es das echte Christkind wäre. Trotz ganz lieb, wenn er Kinderfragen an das Christkind stellt, die dann auch brav beantwortet werden. So was Blödes, jedes Kind weiß, dass das Christkind kein heißer Feger mit langen blonden Haaren ist.
[20.43 Uhr] Jetzt wird es bitter: Ein paar Traumschiff-Komparsen in kurzärmligen Marine-Uniformen spielen zu Bildern (ost)deutscher Weihnachtsmärkte (Salzburg annektiere ich einfach mal) ein Weihnachtslieder-Medley in kunstschneeverschneiter Kulisse.
[20.48 Uhr] Judith & Eberhardt Mel sind auch nicht totzukriegen. Wozu hat Mel einen Künstlernamen?! Über die – O-Ton: „Zombies“ – hat sich Oliver Kalkofe doch schon in frühesten Premiere-Zeiten lustig gemacht. Einfach ein absolutes Traumpaar, das müssen der Bua und die Hertel Stefanie erstmal schaffen.
[20.57 Uhr] Dööni, da gleene gesse Ossi-Junge, darf wieder als Außenreporter tätig werden. Süß! Das verursacht Enkel-Komplexe bei den Senioren, quasi der Heintje-Effekt 2007. Nein! Dööni bekommt von der ARD keine Eintrittskarte für die EM, nicht von meinen GEZ-Gebühren. Ein kurzer Einspieler: Dööni durfte gestern in Annaberg-Buchholz die Bürramiedö (=Pyramide auf sächsisch) anschieben und damit den Weihnachtsmarkt eröffnen.
[21.05 Uhr] Weltklasse! G.G. Anderson lebt auch noch und darf mit den Volksmusik-Spatzen – die Kinder-Hupf-Dolls – von Schneeballschlachten, Englein und Weihnachten singen. Im Videotext können zu den jeweiligen Künstlern Zusatzinformationen abgerufen werden. Das ist das Fernsehen 2.0.
[21.10 Uhr] Was machen Feuerschlucker in einer Weihnachts-Sendung?! Es wird spannend, auch der Flori spuckt Feuer. Was der nicht alles kann…
[21.15 Uhr] Die Seemänner kamen kurzärmlig, dafür kommt Angela Wiedl im Pelzfummel und singt von Trapptrapptrapp, Hopphopphopp, Klingklingkling und einer Schlittenfahrt durch den weißen Winterwald, in dem es bitterkalt ist, damit es sich reimt.
[21.18 Uhr] Liegt es an der deutschen Version des Weihnachts-Brechmittels Last Christmas oder ist es doch die Taliban-Pizza, dass mir gerade voll übel ist?!
[21.22 Uhr] Carrrolin Rrreiber wird auch nicht jünger. Sie meldet sich vom Christkindl-Markt von der Fraueninsel, dort ist alles schon dunkel, aber für den Flori und die Suhler wird das Licht noch einmal angeknipst.
[21.40 Uhr] Rolf Zuckowski sieht immer noch aus wie früher, nur die Haare sind grau geworden. Und ganz wichtig: Wo der Rolf ist, darf eine Horde Kinder natürlich nicht fehlen. Der Zucker und der Schmalz fehlen im Moment ein bisschen. Zuckowski erinnert mich brutal an meinen Religionspädagogik-Professor.
[21.52 Uhr] Declan darf singen und zwei Mädchen mit Zahnspangen sind im Publikum hin und weg, weil der gut aussieht und gut singen kann und so. Ist das nicht der Angelo Kelly für Arme, der mit An Angel und anderen Cover-Versionen mal eben nochmal erfolgreich war? Jessica und Carina, die beiden Mädels, dürfen auf die Bühne und werden von Declan dafür gedrückt. Flori und Declan singen gemeinsam und sie spielen ganz spontan ein Lied, das der Engländer Declan vorschlägt: Liese rieselt der Schnee. Hört sich ähnlich dämlich an, wie wenn Phil Collins Deutsch singt. Oder eben so tut. Jessica und Carina gibt es nach der Sendung in Flaschen: Sie sind zerschmolzen.
[22.02 Uhr] Petra Kusch-Lück – moderiert die noch Der Musikantenstall Die Musikantenscheune? Nein, tut sie nicht! – singt nach einer grandiosen Überleitung vom Flori zusammen mit Roland Neudert vom Winterwunderwald. Ein Scheiß-Lied.
[22.11 Uhr] Die Kastelruther Spatzen bringen die besonders verträumten und romantischen Berge per Live-Schaltung aus Südtirol nach Suhl. Norbert Rier darf zwei seiner Schützlinge anmoderieren: Vincent und Fernando. Zwei geile Typen, die natürlich auch von der Vorfreude auf Weihnachten singen. Die eingeblendeten Bilder sind der Hammer, u.a. grüßt Queen Elizabeth II. unterm Weihnachtsbaum.
[22.23 Uhr] Jawoll, die Harlem Globetrotters dürfen mit einer alten Dame, Helga, die natürlich noch nie Basketball gespielt hat und das auch nie tun wollte, Basketball spielen. Ich muss mich fremdschämen, zum zweiten Mal. Warum? Weil der Flori das als geheimen Traum der alten Dame verkaufen möchte, den ein Fragebogenvor der Sendung zu Tage gefördert hätte. Ein Brüller. Und die alte Lady ist sehr lustig und versucht, den Basketball erstmal mit dem Fuß zu kicken. Und ein noch größerer Brüller: Flori hat den Fragebogen verwechselt. Jacqueline wollte Basketball spielen, Helga nur neue Sofakissen.
[22.28 Uhr] Gaby Albrecht singt für alle, die an Weihnachten alleine sind, Stell dir vor, es öffnet sich das Tor. Ob die das glücklicher macht? Da ist Schlacht um Midway, Steiner – Das eiserne Kreuz oder Stirb langsam in der x-ten Wiederholung doch das bessere Alternativprogramm.
[22.38 Uhr] Jetzt kommt die Betroffenheitsschiene: Die Managerin der 2005 verstorbenen Hanne Haller darf sagen wie es ihr geht und wie es Hanne geht. Das Ramtamtam-Lied vom Anfang ist von ihr und wurde vom Flori nur für sie gesungen. Ein Einspieler erinnert an Frau Haller, Flori erinnert mit einem weiteren Lied Hallers an sie, drückt auf die Tränendrüse und schaut betroffen.
[22.45 Uhr] Es wird der Hinweis eingeblendet, dass die Tagesthemen um 23.17 Uhr begännen. Andy Borg hat beim letzten Stadl hoffnungslos überzogen, dass muss der Flori überbeiten. Kristina Bach singt, sie wolle nie mehr zickig sein, nennt andere gute Vorsätze und wünscht ihren Lieben ein gutes neues Jahr.
[22.53 Uhr] Das Filmorchester Babelsberg begleitet Nino de Angelo bei seinem Comeback. Jenseits von Eden kann ich gleich mal mitsingen, ich bin ja allein daheim. Ein geiles Lied. Das ist ja auch vom unvergessenen Drafi Deutscher geschrieben worden.
[23.09 Uhr] Das RTL-Supertalent Ricardo Martinello tritt auf und singt das Ave Maria. Habe ich schon mal geschrieben, wie bescheuert ich das Lied finde?! Ein Lied, das auf Hochzeiten wie auf Beerdigungen gespielt wird…
[23.16 Uhr] Alle singen noch einmal zusammen auf der Bühne, ehe der Flori Silbereisen ganz besinnlich die Showtreppe herabschreitet und ein weiteres Weihnachts-Schmachtlied zum Besten gibt.
Eine großartige Sendung. Am kommenden Freitag kommt um 21.00 Uhr im MDR das Backstage-Magazin, am 25.12. kommt die große Weihnachtsshow. Weihnachten ist gerettet…
Al Gore, du bist so krass. Und dein journalistischer Ehrgeiz unglaublich! Wie kann man das nur aushalten?
Das ist eine Hammer-Sendung, ohne Unterlass unfreiwillig komisch! Ich weiß jetzt nicht mehr, ob ich lieber ein Fest der Volksmusik moderien oder doch lieber singend beim Stadl durch die Reihen gehen möchte.
irgendwie hast du schon einen anständigen baddscher!
Den brauchst du dafür in der Tat! Mir ist immer noch schlecht! Wenn ich mich heute noch übergeben muss, fahre ich zum Pizza-Taliban und kotze ihm vor die Tür, das ist dann die beste Werbung.
Wenn ich die Kommentare lese, dann muss ich mir doch mal überlegen, was sich jemand über dich denkt, der dich nicht kennt und das hier liest.
Dem Dööööni gehört mal kräftig der Hintern versohlt; dieser Bengel mit Ossi-Slang ist ja wirklich grausam.
Das ist mir völlig egal, was Leute über mich denken, die mich nicht kennen. Ich kann sie aber nur dazu beglückwünschen, dass sie Liveh8 lesen.
Ich kann noch gar nicht glauben, dass ich diesen Artikel bis zum Ende gelesen habe…
(und noch viel weniger, dass jmd so einen Artikel schreibt, aber das wurde hier ja schon mal gesagt)
Nix für ungut,
Homer
Jetzt kannst du mitreden, wenn es am Montag um den Flori geht!
Wow, mir war das zuviel…bin ab der Hälfte direkt zu den Kommentaren..ob in der Pizza was fieses drin war weiss ich nicht – dieser Eintrag ist aber auf jeden Fall sick/ ill, Gratuliere, das war Journalismus auf höchstem Niveau „Du musst dahin wo’s wehtut“
zwar kenn isch den Dööööni gor nie, aba däm gört eschtemol ornlisch eene uf den allerwerdsden hior, nie woa?
Wer auch immer diesen Text von Declan verfasst hat äußert Sich ziemlich respektlos gegenüber Künstlern.
Weißt du, was Satire ist? Angelo Kelly kennst du vermutlich gar nicht mehr, Declans Version hört sich komischerweise fast gleich an…
Sehr treffend beobachtet!
Werde von meiner Oma gezwungen, diesen Mist anzusehen. Das Playback des geschniegelten Declan geht mir nach einem halben Jahr noch im Kopf rum.
Apropos Gehirnerweichung: eben lief ‚Immer wieder sonntags‘ mit Stefan Mross. Ein Geheimtipp.
Immer wieder sonntags ist eine tolle Sendung: http://www.liveh8.de/?p=2309