Der Kirch im Dorf

Hätte die DFL den Kirch mal im Dorf gelassen, genauer gesagt in Fahr, wo ich erst kürzlich mit Biffo war. So ganz nachvollziehen kann ich es nicht, verstehen vielleicht noch weniger, was die DFL, die Deutsche Fußball-Liga, mit dem Medien-Stehaufmännchen Leo Kirch vereinbart hat. Vor wenigen Jahren war die Pleite Kirchs verbunden mit einem finanziellen Desaster für einige Clubs, manche entkamen aufgrund der ausbleibenden Gelder nur knapp der Insolvenz, auch der Kirch-Sender Premiere entging nur knapp dem Pleitegeier, Georg Kofler rettete das Unternehmen in beinahe letzter Sekunde.

Die sogenannte Kirch-Krise ist noch nicht vergessen, da holt sich die DFL Herrn Kirch als Rechtehändler zurück ins Boot. Verstehe ich das richtig? Er bekommt nicht mehr die Rechte wie einst als „Besitzer“ von Premiere, sondern er wird als Zwischenhändler aktiv? Das wiederum bedeutet, er verkauft das fertige Produkt, die Fußball-Übertragung, an den Meistbietenden, garantiert aber selbst über Bürgschaften einen Erlös von mindestens drei Milliarden Euro (ca. 20% mehr als bisher), den Zeitraum kenne ich nicht. Ein merkwürdiges Jonglieren mit Zahlen und Rechten, das natürlich auch Bietern ohne eigene Redaktion die Möglichkeit bieten soll, in das Geschäft einzusteigen, um Premiere Druck zu machen.

Das Bedenkliche an der Sache finde ich nicht nur die Zusammenarbeit mit dem Medienmogul, der so wieder mehr als einen Fuß in der deutschen Fernsehfußballlandschaft hat, sondern vor allem, dass die DFL ein fertiges Produkt verkaufen will und der bisherige Sender für Fußball, Premiere, nicht mehr die redaktionelle Freiheit haben könnte, die er bisher hatte, weil die Suppe, sprich die Sendung, schon fertig gekocht serviert wird. Eine Portion Ravioli aus der Dose lässt sich nicht mehr zu dem Gaumenschmaus machen wie es mit frischgemachten Ravioli und selbstgemachter Soße möglich ist, das nur als Beispiel. Darf Premiere noch eigene Kommentatoren abstellen oder gehören kritiklose DFL-Schönredner zum fertigen Paket dazu? Wenn entweder das der Fall sein sollte oder der, dass die DFL bestimmt, was wir sehen und was wir nicht sehen, dann wünsche ich den verantwortlichen Herren in der Tat, dass Premiere deutlich weniger bietet als bisher und die Herren in Frankfurt und bei den einzelnen Vereinen blöd aus der Wäsche schauen. Wenn sie es dann auch noch an einen bisher noch nicht existenten Mitbewerber verkaufen, sollte ihnen die Fans – nicht die Vereine, die haben die Kirch-Entscheidung abgesegnet – die Bude einrennen, denn eine Kirch-Krise und ein Arena-Debakel sollten ausreichen, um zu kapieren, dass sich eine Kuh nicht mehr melken lässt als sie Milch gibt. Wenn die Vereine mehr Geld wollen, dann wandert die Bundesliga eben noch mehr ins Pay-TV, fertig. 20€ im Monat sind schnell eingespart, wenn einem die Bundesliga am Herzen liegt und man diese unbedingt sehen will, einmal weniger weggehen, schon kann man man vier Wochen lang am Wochenende Bundesliga schauen. Stunden nach einem Spiel langweilt mich als Fan eine Zusammenfassung kolossal, wer es sehen will, schaut eben Pay-TV, so einfach ist das und da gehe ich niemandem mit seinen wirtschaftlichen Interessen auf den Leim. In anderen Ländern funktioniert das auch und wenn ich als Fan will, dass meine Mannschaft weiter konkurrenzfähig ist, sollte man nicht auf Premiere schimpfen, dass die alles an sich reißen wollen; wenn die DFL mehr Geld sehen will, ist es doch logisch, dass der Sender Premiere dann auch mehr Rechte und mehr Exklusivität fordert.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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