Stirb langsam vierpunktnull

Live Free or Die Hard, Lebe frei oder Stirb langsam, eigentlich ein netter Titel, aber in Deutschland ist das allespunktnull-Fieber ausgebrochen, deshalb heißt der vierte Teil der John-McClane-Saga eben nicht Stirb langsam 4 – Jetzt erst rechter oder wie auch immer, sondern Stirb langsam 4.0. Als ob Herr McClane Computer und anderen elektronischen Schnickschnack bräuchte. Eine Beretta reicht doch und irgendwas wird sich schon in die Luft jagen lassen…

John McClane ist also im Handy-Zeitalter angekommen, von Holly geschieden, ein eifersüchtiger Vater und offensichtlich zum Nichtraucher mutiert. An seiner Seite hat er einen neunmalklugen Hacker – in Hollywood die ultimativen Alleskönner, die im Notfall mit einem Handy alles knacken und nebenbei noch eine Pizza bestellen -, dargestellt von einem der Loser aus Voll auf die Nüsse, der für den vierten Schlamassel, in den McClane geraten ist, mitverantwortlich ist, weil er den Cyber-Terroristen irgendeinen Algorhythmus geliefert hat, was immer das auch sein mag. Was soll ich jetzt von dem Film halten?! Ich weiß es nicht so richtig. Fliegende Autos, mit denen auch mal ein Hubschrauber runtergeholt wird und ein Düsenjet, der gegen einen Truck inklusive John McClane keine Chance hat, das gehört eher in die dämliche Kategorie Actionfilm à la Bad Boys II. Die Geschichte ist recht einfach erzählt: Super-Hacker, ganz originell, reißen sich die Kontrolle über die wichtigsten Computer unter den Nagel und legen die gesamte Infrastruktur der USA lahm, Fire-Sale genannt. McClane gerät in die Geschichte, weil er den mitverantwortlichen Hacker Matthew Farrell verhaften soll und diesen dabei vor Killern retten muss. Etliche Verfolgungsjagden mit zwei dämlichen Szenen und einen guten Actionfilm später macht dann leider das Finale sehr viel kaputt, zumindest hat es Szenen geliefert, die ich so fast befürchtet habe: Ein Düsenjet jagt Bruce Willis, der im Supertrack unter einem Highway fährt, zerschießt den Highway, der hinter dem Laster zusammenbricht wie ein Kartenhaus und stellt McClane dann an einem mehrstöckigen Highwaykreisel, der neben dem Laster selbstverständlich auch zu Bruch geht, ehe das Kampfflugzeug vom Supercop aus der Luft geholt wird. Ein bisschen sehr dick aufgetragen, beinahe lächerlich und dem megadoofen Finale von Mission: Impossible mit dem Helikopter im Eurotunnel mindestens ebenbürtig. Der Bösewicht Thomas Gabriel kann weder Hans Gruber noch Simon Gruber das Wasser reichen und bleibt noch blasser als Ramon Esperanza. Das Bürschchen soll es mit McClane aufnehmen? Das Vorhaben war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Insgesamt ein guter Actionfilm, freilich beste Kinounterhaltung, aber als Fortsetzung der alten Klassiker nicht mehr mein Ding. John McClane wirkt einfach wie ein Fremdkörper zwischen dem ganzen Hackerkram und was in Hollywood alles mit Computern machbar sein soll und dann aber genauo leicht außer Gefecht gesetzt werden kann… R2D2 hatte auch immer die passende Schnittstelle dabei, bloß noch kein Handy. Bruce Willis sollte aufhören, bevor die Serie an die Wand gefahren wird. Mit den alten Filmen hatte der nämlich nicht mehr viel gemeinsam.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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