Pissoirs, Pissrinnen und Stehpisser

Ab dem kommenden Sommersemester, für das aktuell die Rückmeldung läuft, zahlen wir alle an den bayerischen Unis Studiengebühren, euphemistisch auch Studienbeiträge genannt. Da kassiert dann jede Hochschule im Auftrag des Staates 500€, die natürlich nicht 1:1 in die Lehre und deren weitere Verbesserung fließen, sonders es werden Rücklagen, Verwaltungskosten und anderes damit gedeckt, weil 50€ Verwaltungskostenbeitrag (noch ein Beitrag) nicht ausreichen. Ändern wird sich in den ersten Semestern sicher wenig bis nichts und auch die Toiletten werden weiter so einladend sein:


Kennt das nicht jeder Mann, oder vielleicht auch jede Frau, man sucht ein Klo und muss nur seiner Nase folgen, weil sich der scharfe Geruch von Urin unaufhaltsam ausbreitet. Am Hubland gibt es diese Großraumklos mit den altmodischen Pissrinnen. Die haben den Nachteil, dass ein erster damit anfängt zu denken, er geht mal lieber einen Schritt zurück, weil da vielleicht Pipi auf dem Boden festgetrocknet ist. Also strullert er, der Druck lässt nach, die Fallparabel wird flacher und der Boden ist nassgepieselt. Dann kommt der zweite, bleibt natürlich einen weiteren Schritt zurück, um nicht in der Pisse des ersten zu stehen und setzt den Boden weiter unter Urin. So setzt sich das unweigerlich fort und im Laufe eines Tages schwimmt dann alles. Und es stinkt.

Am Sanderring sind da die Herrenklos schon komfortabler, Heller, frisch gestrichen und, ganz wichtig, mit Pissoirs ausgestattet. Da gibt es ja die tollsten Modelle, auf einer Almhütte z.B. gab es im Pissoir einen kleinen Fußball an einem Pendel, den man dann in ein Tor pieseln musste. Das gibt es natürlich nicht in der Uni, aber es macht wesentlich mehr Freude, dort ein Klo zu benutzen. Am Hubland wird man schon gerne mal zum Heimpisser, zum Heimscheißer sowieso. An den Pissoirs ist nur immer dieser Schamhaar-Ausfall widerlich. Immer hängen vorne an der Nase des Stehklos eklige Haare. Woanders liegen schlimm riechende WC-Steine auf der Plastikmatte, auch keine Freude.

Am schlimmsten erwischt es da die, die sich wirklich mal dringend hinsetzen müssen, weil es nicht anders geht. Irgendein Zeitgenosse, der nicht ins Urinal machen wollte, ganz gleich ob Rinne oder Becken, aber auf dem Stehpinkeln beharrt, hat ins Sitzklo gepinkelt (oder besser pinkeln wollen) und alles vollgespritzt. Wie eklig. Da wird man dann gern zum Heimscheißer. Und das Klopapier ist in der Regel aufgebraucht, weil alles fürs Auslegen draufgegangen ist.
Ist das bei den Frau eigentlich ähnlich? Denkt da auch eine, sie setzt sich mal lieber nicht hin, überstrapaziert dabei ihre Oberschenkelmuskeln und spritzt mal locker die ganze Klobrille voll? Und das setzt sich dann fort wie bei den Männern an der Rinne? Schwimmen Damentoiletten auch? Es soll ja zudem der Klorollenklau umgehen. Früh am Abend reingehen, Klorolle bunkern und wieder rausgehen. Dann kann man sich abwischen und muss nicht „abschlackern“. Ich kenne mich aus. Was für ein ergiebiges Thema. Fortsetzung folgt.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

13 Kommentare

  1. Erzählst du uns in der nächsten Folge von Bremsspuren, braungefärbten und stinkenden Klobürsten, durch überhöhten Luftdruck im Darm verursachte Spritzern (Dalmatiner halt)oder Schmirgelpapierklopapier? Fände ich doch hochinteressant.

    Am Hubland steht ja die Herrenklotür bis zum Anschlag auf, damit der ausströmende Geruch erst recht ausladend wirkt.

    Ich freu mich auf Teil 2

  2. Nein, nicht gar so eklig. Es geht doch um die Erlebnisse auf öffentlichen Toiletten. Da gehören natürlich Toiletten, die völlig verwüstet sind, auch dazu.

  3. Beim weiblichen Geschlecht geht’s zivilisierter zu. Da gibt’s sogar eine do-it-youself-Wiese, wo jeder was draufmalen kann. Meine Freundin (Die Ex) hat’s sogar fotografiert. Ganz toll.

    Kommentar zu einem ganz alten Beitrag: aussterbende deutsche Wörter. Ich weiß nicht, wann der Beitrag war und hab keinen Bock ihn zu suchen, aber hier ist mein Begriff:
    FERNMÜNDLICH

  4. Sorry, hab ich verpeilt. Drum gleich noch einen Kommentar nachgeschoben. Das mit dem Ball, der ins Tor muss habe ich im „Anno Domini“ in einer deluxe-Version live erlebt. Da ändert der Ball sogar die Farbe, wenn man ihn trifft. Hoffentlich war das kein Test für verstecktes Blut im Urin oder so.

  5. Was für ein anrüchiges Thema. Schamhaare auf nem Pissoir habe ich allerdings noch nie gesehen. Wie, bitte, kann man denn so was schaffen? Vor lauter Langeweile beim Pieseln Härchen gezupft? Sie liebt mich, sie liebt mich nicht? Oder wirklich Haarausfall? Ältere Dozenten?

  6. Natürlich! Der Student, der 623,50€ im Semester berappen muss, sollte nicht auf Klos seine Notdurft verrichten, die denen auf einem Bahnhof gleichen. Ein kostenloser McClean am Hubland, so etwas stelle ich mir vor.

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