Rohkost-René

Heute durfte ich einen jungen Herrn kennen lernen, wo, das verrate ich lieber nicht, da das vielleicht zu eindeutig wäre und Rohkost-René zu Rohkost-R. werden lassen müsste. Rohkost-René habe ich ihn für mich getauft, weil er zum Abschieds-Umtrunk zu Ehren von L. zwei liebevoll dekorierte Teller mit rohem Gemüse und eine Schale Joghurt-Dip mitgebracht hat. Den Schock des Tages musste er schon sehr früh erleiden, weil ich den Fußball, den D. von unten ins Fenster geworfen hat, auf den Tisch und seine Joghurt-Schale abgefälscht habe und diese nur knapp dem Joghurt-Massaker entgangen ist. Sein Gesicht ließ die Angst um den Joghurt förmlich greifbar werden, es ist aber nicht passiert und so konnten die Karotten-Streife und die Nüsschen weiter eingetunkt werden. Den Beweis, dass gar nichts hätte passieren können, durfte ich aber nicht mehr vorführen, beim Versuch, den Mini-Fußball auf die Schale zu setzen, hat er sie mir weggenommen. Dazu hatte er einen Fünf-Liter-Kanister mit stillem Wasser dabei, für D. und mich gab es mitgebrachten Gerstensaft. Rohkost-René muss man eigentlich gesehen haben, um sich an ihm und seinem Wesen erfreuen zu können.

Interessant fand ich es, wie er plötzlich an einer Scheibe Salami rumgenuckelt hat, es sah so aus, als wüsste er nicht genau, ob er dieses Produkt aus mehreren Tieren nun verzehren soll oder nicht oder ob er die Tierchen einzeln schmecken müsste. Dolly Buster kannte er so eben noch, Gina Wild will er zumindest mal gehört haben, auf alle Fälle war es sehr interessant, wen er alles in die Porno-Branche verortete bzw. dort vermutete, weil er erraten musste, wer er ist: Es stand nämlich jeweils auf einem Stück Malerkrepp, das er auf seiner Stirn kleben hatte. Warum soll es solche Spiele nur auf Kindergeburtstagen geben?

Etwas befremdlich war das mehrmalige plötzliche Aufspringen, das uns anfangs glauben ließ, er müsste sich in mehreren Schwällen übergeben. Er musste aber nur nießen und wollte uns nicht anstecken, deshalb zog er es vor, seine Körpersekrete im Treppenhaus zu verspritzen.

Auch die Zeichentrickfigur, die zum Schluss auf seinem Malerkrepp stand, bereitete ihm heftiges Kopfzerbrechen und es war interessant, welche Freak-Sendungen er aufgezählt hat, dabei war es nur Bart Simpson, den er erraten sollte. Bisher kannte ich ihn nur vom Erzählen, das Live-Erlebnis heute lässt mich jetzt höchst zufrieden schlafen. Ein schöner Abend, nicht nur wegen Rohkost-René.

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Kategorisiert in Lästereien

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

6 Kommentare

  1. ich finde Rohkost René muss man wenn schon mit Aksont schreiben, sonst ist das zu angepasst.
    In einer Überschrift würde ich dagegen zu Rohkost-Resi greifen…

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